#beziehungsweise :: wir bleiben aktuell

2023: Wir bleiben weiterhin aktuell

Seit mehr als 1700 Jahren leben Jüdinnen und Juden auf dem Gebiet des heutigen Deutschland – nachweislich seit dem 11. Dezember 321, als ein Edikt Kaiser Konstantins die Berufung von Juden in Ämter der Stadtverwaltung von Köln gestattete. Die ökumenisch verantwortete Kampagne macht aus christlicher Perspektive die einzigartige Beziehung zwischen Judentum und Christentum bewusst und setzt ein Zeichen gegen den gesellschaftlich erstarkenden Antisemitismus, der auch christliche Wurzeln hat. Bischof Stäblein hat im Sinne der Kampagne Gespräche mit Vertreter:innen geführt. Sie sind nachzuhören in der Podcastserie, die Sie auf der Rundfunkseite auswählen können.

Israel: Krieg im Nahen Osten
Am 7. Oktober 2023 hat die islamistische Hamas eine Terroroffensive gegen Israel gestartet. Aus dem Gazastreifen, wo die Hamas herrscht, und später auch aus dem Libanon wurden Raketen abgeschossen. Das israelische Sicherheitskabinett hat daraufhin den Kriegszustand ausgerufen.

Die kriegerische Eskalation im Nahen Osten zwischen Israel und der Hamas hat tausende Todesopfer gefordert. Das hinterlässt bei vielen Menschen ein Gefühl von Ohnmacht. So könnt Ihr helfen:

  • Gesicht zeigen als zivilgesellschaftliches Zeichen für die Solidarität mit Israel am 10.12.2023 ab 13 Uhr "Nie wieder ist jetzt!"
  • mit Spenden und
  • Gebeten.
  • Weitere Möglichkeiten finden Sie in den Medien.
  • Bitte achten Sie auf die Seriosität der Anbieter.

Noch immer herrscht Krieg in der Ukraine, in Israel und Palästina und in anderen Teilen der Welt. Wir beten für den Frieden – jeden Freitag in der Matthäuskirche um 18.30 Uhr.

Bilder nach dem Friedensgespräch in Matthäus am 13.10.2023 Bildercollage jh

Ev.Markus-Gemeinde

Friedensandachten auf Deutsch und Russisch finden in der Markuskirche (Karl-Stieler-Straße 8A, 12167 Berlin) immer samstags um 18.00 Uhr statt. Sammlung: Ukraine

Gott, der du alles geschaffen hast, wir beten in Ehrfurcht zu dir, getrieben von dem Traum, dass ein harmonisches Zusammenleben zwischen den Menschen möglich ist. Wir kommen aus den unterschiedlichsten Traditionen, wir sind geprägt von gemeinsamen Glaubens- und Lebensweisheiten, aber auch von tragischen Missverständnissen; wir teilen große Hoffnungen und erste bescheidene Erfolge. Jetzt ist es für uns an der Zeit, dass wir einander im Bewusstsein unserer Vergangenheit begegnen, mit ehrlichen Absichten, mit Mut und der Bereitschaft, einander zu vertrauen, in Liebe und Zuversicht.

Lass uns das, was wir teilen, als gemeinsames Gebet der Menschheit vor dich bringen; und lass uns das, was uns trennt, als Zeichen der wunderbaren Freiheit der Menschen ansehen. Lass uns in unserer Verbundenheit und in unserer Verschiedenheit nicht vergessen, dass du, Gott, ein und derselbe bist.

Möge unser Mut unseren Überzeugungen gleichkommen, und möge unsere Aufrichtigkeit so groß sein wie unsere Hoffnung. Möge unser gemeinsamer Glaube an dich uns einander näher bringen. Mögen unsere Begegnung mit der Vergangenheit und unsere Erfahrungen in der Gegenwart Segen bringen für unsere Zukunft. Amen.

Ein Vorschlag - noch vor dem Terrorangriff der Hamas auf Israel - vom Runden Tisch der Religionen in Deutschland.

Artikel aus Sonntagsblatt von Oliver Marquardt

Die Debattenkultur in Deutschland eskaliert angesichts des Krieges zwischen Israel und der Hamas zunehmend. Das gibt dem wachsenden Antisemitismus und Rassismus weiteren Auftrieb, kommentiert Oliver Marquart – und empfiehlt, allen Betroffenen mehr zuzuhören.

Mitte Oktober [2023] kam ich aus meinem dreiwöchigen Urlaub in Südkorea nach München zurück. Die schrecklichen Massaker der Hamas-Terroristen am 7. Oktober hatte ich zwar mitbekommen, aber in Südkorea interessieren sich die Menschen nicht sonderlich für den Mittleren Osten. Das mag erstmal hart klingen. aber wenn wir ehrlich sind, spiegelt sich darin nur unser eigenes Desinteresse an sämtlichen Konflikten und Kriegen, die sich außerhalb der westlichen Hemisphäre abspielen.

Nach meiner Ankunft musste ich schnell feststellen: Deutschland redet wieder über den Nahostkonflikt. Und zwar viel und laut. Um die betroffenen Menschen geht es dabei jedoch kaum. Vielmehr stehen wieder einmal eigene Befindlichkeiten, Selbstvergewisserungen, Vorurteile und Lippenbekenntnisse im Mittelpunkt. Und gar nicht wenige verwechseln den israelisch-palästinensischen Konflikt mit einem Fußballspiel, bei dem man sein Team wählt und vom Sofa aus anfeuert.

Anteilnahme mit den Menschen vor Ort, eine grundsätzliche Menschlichkeit, die für alle Betroffenen gilt, spielt eine untergeordnete Rolle. Während die einen das Leid der israelischen Zivilist:innen, die von der Hamas grausam ermordet oder entführt wurden, relativieren und nicht klar benennen wollen, ergehen andere sich in Vernichtungsphantasien und fordern, den Gazastreifen nun in die Steinzeit zurück zu bomben oder "in einen Parkplatz" zu verwandeln (letztere Aussage stammt immerhin vom ehemaligen Entwicklungsminister Dirk Niebel, FDP).

Der öffentliche Raum, sei es in Talkshows oder in sozialen Netzwerken, wird von Stimmen dominiert, die zuspitzen, pauschalisieren, sich nur auf eine Seite stellen und das Leid der anderen Seite ignorieren, verharmlosen oder gar rechtfertigen. Israelische Stimmen hört man kaum, palästinensische so gut wie gar nicht.

Wir Deutschen sollten mehr zuhören

Im Urlaub in Südkorea habe ich ein Buch über Nunchi gelesen. Das ist eine spezielle koreanische Tugend, die sich am besten mit Augenmaß übersetzen lässt. Es geht vor allem darum, Situationen und Stimmungen von Menschen besser wahrzunehmen, also beispielsweise nicht in einen Raum voller Leute zu kommen und erstmal einen Witz zu erzählen. Denn möglicherweise haben die bereits Anwesenden gerade über den Tod eines Bekannten geredet und empfinden das als extrem unpassend. Eine goldene Regel des Nunchi lautet: Verpassen Sie niemals die Gelegenheit, den Mund zu halten.

Gerade jetzt wäre es eine sehr gute Gelegenheit für uns Deutsche, mit Augenmaß zu sprechen – und viel mehr zuzuhören. Den Jüdinnen und Juden, die sich in Deutschland nicht erst seit dem 7. Oktober (aber seither noch deutlich mehr) unsicher fühlen. Den Muslim:innen, die mit dem Generalverdacht der Terrorunterstützung konfrontiert sind, übrigens schon seit dem 11. September 2001. Und den Menschen in Deutschland, die Familie oder Freund:innen in Israel, im Westjordanland und in Gaza haben, teilweise auch in gleich mehreren oder allen drei Gebieten.

Stattdessen aber werden eindimensionale Lippenbekenntnisse eingefordert, wird Menschen einer bestimmten Herkunft grundsätzlich misstraut oder Böses unterstellt, bleibt kein Raum mehr für vielschichtige Betrachtungen, die mehr sehen wollen als schwarz oder weiß. Ein eindrucksvolles Beispiel war die Diskussion um das von einer Rakete getroffene Al-Ahli-Krankenhaus in Gaza. Das menschliche Leid geriet schnell in den Hintergrund. Ein unwürdiges Gezerre setzte ein, um das schreckliche Ereignis schnell und eindeutig der jeweils anderen Seite zuzuordnen. Dabei ist bis heute nicht klar, was genau passiert ist.

Auch die Kommentare zur Freilassung der Hamas-Geisel Yocheved Lifschitz folgten einem ähnlichen Schema: Die einen wollten in ihrem Handschlag mit einem der Entführer ein Zeichen dafür erkennen, dass es so schlimm ja nicht gewesen sein könne, die anderen erklärten die Geste selbst ohne großes Nachfragen zum Verrat. Warum lässt man nicht einfach die Frau ihre Geschichte selbst erzählen?

Das Muster ist immer dasselbe: Keine Ambiguitätstoleranz, keine Empathie und ein starkes Bedürfnis nach Vereinfachung, nach einer klaren, übersichtlichen Gut-Böse-Geschichte. Doch das Leben schreibt keine solchen Geschichten.

Zuspitzungen nützen nur Rassist:innen und Antisemit:innen

Befeuert wird diese Polarisierung und Spaltung noch durch Politik und Medien, die es leider nicht lassen können, immer wieder zuzuspitzen und zu vereinfachen, wo sorgfältiges Hinsehen und das Aushalten von Widersprüchen notwendig wären. Wo es nicht um ein ständiges "Ja, aber" als Erwiderung auf die Schilderung menschlichen Leids geht, sondern um ein "Ja, und", um das Herstellen von Kontext, nicht um Relativierungen.

So hat die Springer-Zeitung "Welt am Sonntag" offenbar versucht, ihr unliebsame Prominente mittels einer scheinheiligen Anfrage als "Judenhasser" zu framen. Dabei hatten die lediglich keine Lust, mit der Zeitung zusammenzuarbeiten. Ein peinlicher Vorgang, der dem gerade vom Springer-Verlag oft und gerne propagierten Kampf gegen Antisemitismus sicherlich nicht zugutekommt.

Dabei könnte man es längst besser wissen: Die hoch emotionalisierten, polarisierten Debatten über Migration haben rassistische Positionen normalisiert und in die Mitte der Gesellschaft gerückt. Bei der gegenwärtigen laufenden Debatte wird zusätzlich zum Rassismus auch noch Antisemitismus verstärkt.

Es klingt so einfach, ist aber offenbar für viele zu komplex: Menschliches Leid ist niemals zu relativieren oder gar zu rechtfertigen, ganz gleich, wem es zugefügt wird. Und statt sich vom sicheren Sofa aus in martialischen Statements zu ergehen, sollten wir alle viel mehr zuhören. Vor allem den leisen Stimmen, den Zweiflern, den Unsicheren. Nicht denen, die vorgeben, alles widerspruchs- und ambivalenzfrei erklären zu können und die vermeintlich einfache Lösungen anbieten.

Zuhören und differenzieren

Differenzieren wir also, und hören wir zu. Setzen wir Israelis nicht mit Juden gleich, und beide nicht mit der israelischen Regierung. Setzen wir Palästinenser:innen und Araber:innen nicht mit der Hamas gleich, und beide nicht mit Terrorist:innen. Keine Gemeinschaft ist für die Taten und Handlungen einzelner ihrer Mitglieder verantwortlich.

Hören wir den jüdischen Menschen zu, die Angst haben vor dem wachsenden Antisemitismus. Hören wir Israelis zu, die sich in ihrem Land nicht mehr sicher fühlen oder um ihre dort lebenden Angehörigen fürchten. Hören wir muslimischen Menschen, die Angst haben vor dem ebenfalls zunehmenden Rassismus. Und hören wir Palästinenser:innen zu, die Angst um ihre Angehörigen in Gaza, im Westjordanland oder in Israel haben.

"Wir beginnen und enden alle noch so kontroversen Diskussionen mit dem grundsätzlichen Verständnis, dass wir alle gleichwertige Menschen sind, die Frieden, Freiheit und Glück verdienen", schrieb der deutsch-israelische Dirigent Daniel Barenboim kürzlich in einem Beitrag für die "Süddeutsche Zeitung". Diese Maxime muss stets Basis unseres Handelns, Denkens und Fühlens sein.

Hören wir also allen zu - nicht wie ein Polizist, der einen Verdächtigen verhört, sondern offen und mit der Bereitschaft, auch eigene Standpunkte in Frage zu stellen. Denn ohne diese Fähigkeit, Neues zu lernen, andere Sichtweisen zuzulassen, auch wenn wir sie nicht verstehen, ist keine Demokratie auf Dauer lebensfähig. [Quelle Sonntagsblatt :: Zusage zur Veröffentlichung vom 2.11.2023]

Plötzlich tönen Sirenen in Tel Aviv. Es ist Luftalarm! Eine evangelische Jugendgruppe aus Essen muss Schutz suchen. Dann die Hiobsbotschaft. Ihre Heimatflüge sind gestrichen. Erst Tage später können sie Plätze in einem Flieger nach Zypern ergattern. Endlich sind sie in Sicherheit. Gott sei Dank! Die Eltern sind heilfroh.

Wie viele unserer Landsleute haben in den letzten Tagen verzweifelt gebetet, aus Israel rauszukommen? Ich danke Gott für jeden der heil heimkommt!

Ich denke aber genauso an die Menschen, die in Israel ihre Heimat haben und ihr Land lieben. Sie sind dort zuhause. Terroralarm gehörte zu ihrem Alltag. Aber jetzt dieser brutale Terror und dieser Krieg? Sie erleben Mord und Bomben. Sie sind potenzielle Ziele für Hamas-Terroristen. Das ist für sie eine Katastrophe. Sie werden nicht ausgeflogen. Ich bitte Gott für jeden von ihnen um Schutz.

Ich bete für Deutsche und für Israelis. Ja. Aber ich bete auch für die Menschen in Palästina. Auch dort gibt es viele, die keine Messer wetzen und die nicht schießen. Frauen und Männer, Jugendliche und Kinder, die um die Ermordeten weinen. Auch dort sind Menschen, die Angst vor dem haben, was jetzt passiert. Über eine Million Menschen sollen Nord-Gaza räumen. Das Perfide: die Terroristen hindern sie daran. Für die Flüchtlinge gibt es keinen Platz in irgendeinem Flieger, der sie fortbringt. Egal wohin.

Ich bete für sie alle. Ich bete mit biblischen Worten, die Juden und Christen vertraut sind:

Gott, segne uns und behüte uns.
Schau auf uns!
Lass dein Angesicht leuchten über uns.
Und gib uns Frieden. Überall. Amen.

Peter Herrfurth, Landesjugendpfarrer der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland | Website

Wir trauern, klagen und beten

"Denn das Schreckliche, das ich befürchtet habe, ist über mich gekommen, und wovor mir graute, das hat mich getroffen." (Hiob 3,25).

Wir trauern über die verlorenen Menschen, die vielleicht noch Minuten zuvor gesungen, gefeiert haben.

Wir erleben medial und über viele Verbindungen die panische Angst so vieler Menschen, die nichts wissen vom Schicksal ihrer Kinder oder Eltern, wir denken an die vielen Verletzten, die noch um ihr Leben kämpfen.

Wir hören von jenen, die jedes Gefühl von Sicherheit verloren haben. Der organisierte und lang vorbereitete Terror hat die Türen der Wohnhäuser eingetreten.

Wir suchen nach Worten angesichts so perfider wie detailliert vorbereiteter Gewalttaten.

Und wir erkennen, dass letztlich kaum ein Wort fassen kann, wie unermesslich der Schmerz der Getroffenen, wie unermesslich das Leid eines Landes, das ständig in seiner Existenz bedroht ist. „Denn das Schreckliche, das ich befürchtet habe, ist über mich gekommen, und wovor mir graute, das hat mich getroffen.“

Zeit der Klage, still oder laut, gemeinsam vor allem. Wir sind dankbar darüber, dass Menschen an vielen Orten dieser Welt zusammenkommen, Tränen und Schrecken teilen. Gemeinsam singen sie, beten, halten sich in den Armen. Wir sind eins mit den angegriffenen Menschen in Israel, stehen Schulter an Schulter mit euch in dieser Zeit.

Wir sind nicht naiv. Wir wissen: es wird Versuche geben, die Solidarität zu irritieren durch den Krieg auch der Bilder, wovon auszugehen ist. Es wird Versuche geben und sind schon da, die Wellen des Hasses und des Antisemitismus zu reiten, auszunutzen und zu vergrößern. Wir dürfen angesichts dessen nicht zurückschrecken, sondern werden uns verhalten.

Es wird viel Kraft und Verbundenheit brauchen, Leben zu schützen, Orte zu sichern, zu bergen, zu helfen, zu unterstützen, das nicht Auszuhaltende mit auszuhalten, mitzugehen in der Trauer. Ins Tun zu kommen, Zeichen zu setzen! Welche werden das sein heute und morgen auch aus unseren Gemeinden und Gemeinschaften?

Wir beten

Gott, Ewige, entsetzt und fassungslos macht uns zu sehen, zu hören, auszuhalten aus der Ferne, wie Terroristen Kinder verschleppen, Männer, Frauen tödlich verletzen, Angst und Schrecken und hundertfachen Tod verbreiten. Fall den Todesbringern und ihrem Wahnsinn in die Arme! Beende ihr Morden und Wüten! Bringe die unschuldig als Geiseln Gefangenen sicher nach Hause, tröste die Weinenden und Klagenden, stärke alle Menschen in Angst und Kummer, die in Bunkern und Schutzräumen sind. Steh bei allen, die heute und morgen bei ihren Liebsten an den Gräbern stehen. Schenk Frieden Gott, gib Frieden. Deinen Frieden! Wir bitten dich, verwandle die Dunkelheit, das Chaos, die furchtbare Unsicherheit und Bitterkeit in Licht! Wir wagen es daran festzuhalten, Gott, dass Trauer, Terror und Trauma weichen müssen - der Kraft deines Friedens.

Nimm uns in Anspruch, Orte des Friedens, des Schutzes und der Geborgenheit zu schaffen. Stärke unseren Zusammenhalt mit den jüdischen Gemeinden in unserem Land, in dieser Stadt, die sich oft alleingelassen fühlen, wenn sie von fanatischen Israelhassern bedroht und angegriffen werden. Und lass uns das, was an diesem Tag gebraucht und gefordert ist, tun – lass uns den Weg des Friedens und der Gerechtigkeit finden. Amen.

Worte zum Kriegsausbruch in Israel von Viktoria Hellwig
(Audio Evangelischer Rundfunkdienst | in ExtraTab)

Gerade nach dem Terrorangriff der Hamas auf Israel am Sabbatmorgen des Festtages Simchat Tora [7./8.10.2023], kann ein Lied ein Gebet sein. Lasst uns in dieser bitteren Stunde gemeinsam ein Zeichen setzen. WE STAND WITH ISRAEL! Vielleicht kann das Lied Kraft geben, um die Hoffnung auf Frieden nicht zu verlieren.

Hier ist ein Video, das gut zum Üben anregt:

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Lyrics: Hinei Ma Tov U'Ma Naim Shevet Achim Gam Yachad


Das Lied aus unseren Gottesdiensten: Erneut gab es einen Gottesdienst mit Kerzenfürbitten. Das Gottesdienst-Team-Patmos hat den Gottesdienst am 29. Januar 2023 gestaltet und Fürbitten für den Frieden für die Ukraine, für Kinder in friedloser Zeit, für alle, die im Dunkeln sind ausrufen. Das Lied 'Hinei ma tov' wird davor gesungen.

Der Gottesdienst vom 17. Juli 2022 hat sich mit dem großen Thema "Frieden" beschäftigt. Wir beten für den Frieden – und für welche Position treten wir in der Kirche ein? 

Das Lied aus dem Gesangbuch 'Singt Jubilate' SiJU 155 Hinei Ma Tov U'Ma Naim war eines der Lieder, die gesungen wurden. Es ist so schön, dass es hier zum Nachsingen vorgestellt werden soll.

Hier noch das Lied 155 aus Singt Jubiate!

 Viel Freude beim Singen.

Podiumsgespräch
mit André Herzberg, Anetta Kahane, Marion Brasch und Lara Dämmig

Jüdischsein in der DDR

in der W. Michael Blumenthal Akademie des Jüdischen Museums Berlin | Fromet-und-Moses-Mendelssohn-Platz 1, 10969 Berlin | Routenplanung

Mittwoch, 12. Juli 2023, 19.00 Uhr | Bitte anmelden!

Das Jüdische Museum Berlin lädt am 12. Juli zu einem Podiumsgespräch zum Thema Jüdischsein in der DDR ein. Das Podium versammle vier prominente Zeitzeuginnen und Zeitzeugen, die auf ihr Jüdischsein im Osten Deutschlands zurückblicken, kündigte das Museum am Montag in Berlin an.

Gesprächsteilnehmer sind
  • der Musiker, „Pankow“-Frontman und Schauspieler André Herzberg,
  • die Autorin und Gründerin der Amadeu Antonio Stiftung, Anetta Kahane,
  • die Radiomoderatorin und Schriftstellerin Marion Brasch und
  • Lara Dämmig, Autorin und Mitbegründerin von Bet Debora, einem europäischen Netzwerk jüdischer Frauen.

 

In ihren jeweiligen Büchern beschrieben sie die Komplexität ihres geschichtsgeladenen familiären Hintergrunds und ihre Emanzipationen vom, aber auch zum Judentum, hieß es. Unter der Moderation des Religionsphilosophen George Kohler von der israelischen Bar Ilan Universität würden sie als die Generation der Kinder auf die Deutungen und Lebenswirklichkeiten der Generation ihrer Eltern zurückblicken, auch auf ihr ambivalentes Verhältnis zu Israel.

Screenshot aus der Website des Jüdischen Museums. Ankündigung der Veranstaltung mit Link

Mehr auf der Seite des Jüdischen Museums ...

Online-Veranstaltung der Evangelischen Akademie zu Berlin

Die Vielfalt und Gegensätzlichkeit israelischer Perspektiven auf das Thema Antisemitismus sind verwirrend. Wer solche Vielstimmigkeit wahrnimmt, kann eigene Ansichten und Urteile im Idealfall hinterfragen. In diesem Sinne wollen wir Verwirrung stiften; mit dabei sind die Publizistin Anita Haviv-Horiner und der Antisemitismusbeauftragte des Landes Berlin, Samuel Salzborn.

Ausgangspunkt unserer Überlegungen ist die Publikation „In Europa nichts Neues?“ von Anita Haviv-Horiner. Darin interviewt sie israelische Jüdinnen und Juden, die Teile ihres Lebens in Deutschland oder anderen europäischen Ländern verbracht haben. So unterschiedlich wie die jeweiligen Lebensläufe und Familiengeschichten der Befragten sind ihre Einstellungen zum Thema Antisemitismus. Welche Formen zeigt Antisemitismus in Europa? Welche Rolle spielt der Staat Israel? Wie verhält sich Judenhass zur Ablehnung anderer Minderheiten? Diese Fragen und die im Buch festgehaltenen Antworten werden die Diskussionen der Veranstaltung leiten.

Die Teilnahme ist kostenfrei.
Wir bitten um Anmeldung. Der Einwahllink für zoom wird kurz vorher per E-Mail zugesandt.

Anmeldeformular befindet sich auf der EAK-Seite.

Alarmsirenen überall in Israel.
Es wird angegriffen. Es wird verteidigt.
Es wird geschossen, bombardiert, entführt und getötet.
Es wird beschuldigt und gejubelt, geklagt und erklärt.
Es wird solidarisiert und gratuliert.
Es wird gelitten.
Es wird gestritten um Land und um Heimat.
Doch es ist alles Gottes Land.
Im Osten, im Westen,
im Norden, im Süden. Überall.
Jeder Stein, jedes Tal, jeder Berg.
Wir sind Gäste.
Aber benehmen uns, als hätten wir Menschen alles selbst gemacht und dürften alles auch einfach so kaputtmachen.

Ich bete für alle, die im Nahen Osten jetzt Gewalt leiden an Körper und Seele.
Ich bete für alle, die durch Angriffe verletzt werden.
Ich bete für die Getöteten und ihre Angehörigen.
Ich bete für alle, die in Bunker und an geschützte Orte geflüchtet sind.
Ich bitte für alle, die das Dröhnen der Raketen und Drohnen nicht ertragen.
Ich bete für die Kinder in Israel und Palästina.
Ich bete für alle, die weinen.
Ich bete für alle, die um Freunde und Familie bangen.
Ich bete gegen die Angst, den Hass, die Gewalt:
Ich bete
Schalom alejchem! Salem aleikum! Friede sei mit dir! Amen

Von Peter Herrfurth, Magdeburg, Landesjugendpfarrer der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland, Mitglied im Gesprächsforum der Ökumenischen FriedensDekade

Du Gott Jakobs, du unser Gott – höre!
Verbirg deine Ohren nicht vor dem Seufzen und Schreien.
Die Steine in der Wüste schreien
Dein Heiliges Land leidet.
Verzweifelte Eltern trauern um ihre Kinder.
Die Freude an deinem Gesetz wurde im Blut ertränkt.
Kyrie eleison.

Du Gott Israels, du unser Gott – höre!
Verbirg deine Ohren nicht vor dem Seufzen und Schreien.
Die Mörder prahlen mit ihren Waffen.
Sie foltern und morden, sie verschleppen und vergewaltigen.
Kyrie eleison.

Du Gott Zions, du unser Gott –– höre!
Verbirg deine Ohren nicht vor dem Seufzen und Schreien.
Krieg bedrückt das Heilige Land und es sterben die, sich nach Frieden sehnen.
Du bist der Gott Friedens.
Wir halten uns an deiner Güte fest.
Schütze die Menschen in deinem Heiligen Land.
Schütze die Verschleppten.
Tröste die Trauernden und schaffe deinem Frieden Raum.
Du wirst ja daran gedenken, darum hoffen wir in diesen Tagen.
Amen.

Katharina Wiefel-Jenner | VELKD | 12.10.2023


➤ Gemeinsam für den Frieden ... weitere Gebete.

ASF-Erklärung zu den terroristischen Angriffen auf Israel, antisemitische Hetze gegen jüdisches Leben in Deutschland und konkrete Solidarität.

Wir sind erschüttert über die unfassbare Welle der terroristischen Gewalt, der die Menschen in Israel seit dem 7. Oktober ausgesetzt sind. Die Hamas tötete in einer alle Begriffe sprengenden Grausamkeit mehr als tausend Menschen in Israel, entführte Zivilist:innen und Soldat:innen, wütete mit äußerster Brutalität, verübte sexualisierte Gewalt und quälte Kinder, Alte und wehrlose Menschen. Die Terrorangriffe zielten gegen Jüdinnen und Juden, den Staat Israel, seine demokratischen Werte und das Zusammenleben verschiedener Kulturen und Religionen im Land. Aktion Sühnezeichen Friedensdienste verurteilt diese Angriffe und steht uneingeschränkt solidarisch an der Seite Israels. Der Terror der Hamas darf nicht relativiert und gerechtfertigt werden.

Viele Freund:innen und Partner:innen in Israel sind von der terroristischen Gewalt betroffen. Uns nahe Menschen haben Angehörige verloren oder bangen um die, die entführt wurden. Ehemalige Freiwillige haben Verbindungen zum Kibbuz Be’eri und Kfar Aza. In beiden Orten fanden unfassbare Massaker statt.

Die Raketenangriffe durch die Hamas aus dem Gazastreifen halten weiter an, immer wieder kommt es auch zu Angriffen der Hisbollah im Norden Israels. In fast allen Regionen Israels ertönen mehrmals täglich Sirenen, die Menschen müssen Schutzräume aufsuchen und sind verängstig.

Unsere 21 Freiwilligen sind erst Ende September in ihren Einsatzorten in Tel Aviv, Jerusalem, Nahariya, Afula, Haifa und Herzliya angekommen. Sie waren von den unmittelbaren Gewaltexzessen der Hamas in der Nähe des Gazastreifens nicht betroffen. Doch sie erlebten die ständigen Sirenen, die die massiven Raketenangriffe begleiten. Viele ihrer Nachbar:innen sowie die Mitarbeiter:innen und Klient:innen an ihren Freiwilligenstellen sind unmittelbar betroffen vom Terror.

Nach Deklaration des Kriegszustandes in Israel hat ASF im Austausch mit den Freiwilligen und den Einsatzstellen entschieden, dass alle Freiwilligen ihren Dienst in Israel unterbrechen. Seit dem 13. Oktober befinden sich die Freiwilligen in Deutschland. Uns verbindet die Hoffnung, dass die Gewalt und Bedrohung der Menschen in Israel bald ein Ende nehmen möge und eine Situation entsteht, in der die Entsendung der Freiwilligen wieder möglich ist.

Die terroristischen Angriffe haben massive Auswirkungen für Jüdinnen und Juden in Israel und weltweit. Es ist der größte Angriff gegen Jüdinnen und Juden seit der Shoah. Der Staat Israel, der Jüdinnen und Juden Schutz und Zuflucht geben soll, wurde in seiner Existenz angegriffen.

In vielen Ländern erleben wir erneut einen massiven Anstieg von Israelhass und Antisemitismus. Auf Kundgebungen werden die Terroranschläge von Hamas-Sympathisant:innen bejubelt, kürzlich skandierten Demonstrant:innen vor dem Auswärtigen Amt „Free Palestine – from German guilt“. Es verbinden sich Islamist:innen mit Holocaustleugner:innen und Antisemit:innen der Mehrheitsgesellschaft.

Jüdisches Leben wird vielerorts massiv bedroht. In Berlin wurden Häuser mit Davidsternen markiert, jüdische Einrichtungen werden weltweit angegriffen. Jüdische Schulen, Kindergärten und Sportvereine schränken ihren Betrieb aus Sicherheitsgründen ein. ASF tritt jeglicher Form von Israelhass und Antisemitismus entschieden entgegen.

Es gilt auch, die palästinensischen und muslimischen Stimmen zu hören und zu stärken, die sich gegen Antisemitismus und den Terror der Hamas, für Demokratie und Vielfalt aussprechen. Wir mahnen, achtsam zu sein, Muslim:innen und Palästinenser:innen nicht pauschal unter Verdacht zu stellen und antimuslimischem Rassismus deutlich zu widersprechen.

Wir wissen und es schmerzt uns, dass auch auf der palästinensischen Seite Menschen in hohem Maße leiden, verletzt und getötet werden. Die Verantwortung für die aktuelle Gewalt und die militärische Selbstverteidigung Israels liegt bei der Hamas. Es ist naiv und zynisch, diesen Terror als Widerstand zu bezeichnen, er richtet sich gegen die Existenz Israels und gleichzeitig gegen die Freiheit, Demokratie und Selbstbestimmung der Palästinenser*innen.

Wir treten dafür ein, dass Menschen in Israel in Sicherheit leben können und die Verteidigung Israels nicht zu einer humanitären Katastrophe bei den Palästinenser*innen führen muss.

Wir setzen uns in unseren Zusammenhängen weiterhin dafür ein, dass die Bedrohung, der Israel und Jüdinnen und Juden weltweit ausgesetzt sind, nicht relativiert oder gerechtfertigt wird, sondern immer wieder unmissverständlich angesprochen und entschieden angegangen wird. [Quelle: ASF e.V. :: Abruf: 31.12.2023]

Im Institut Kirche und Judentum hatten wir uns von Herzen auf die Eröffnung der ersten christlich-jüdischen Sommeruniversität nach den Pandemie-Jahren gefreut. Sie sollte auch ein Wiedersehen bringen mit alten und neuen Freundinnen wie Freunden des IKJ, unserer nun in Jerusalem lehrenden Berliner Stiftungsprofessorin Karma Ben Johanan, aber auch unserer ehemaligen Sekretärin Kerstin Hohlfeld und mit ganz vielen Gästen aus Deutschland, Amerika und Israel. Als Eröffnungsabend war der 8. Oktober angesetzt, ein Sonntag, um allen aus Israel bequem die Anreise nach dem Shabbat zu ermöglichen. Schon am 7. Oktober begannen wir zu begreifen, was aber in Israel passiert war – selten ist mir so bewusst geworden, wie klein das Land eigentlich ist. Alle Freundinnen und Freunde waren vom barbarischen Terroranschlag der Hamas betroffen: Nachbarn entführt, Verwandte bestialisch ermordet, Kolleginnen verschwunden und das ganze Land im Krieg. Natürlich war an Sommeruniversität im Herbst unter diesen Umständen nicht zu denken. Statt dessen viele Telefonate, allerlei Mails; viel Zuhören, fassungsloses Zuhören, Versuche, mit zu trauern. Schnell war klar, dass wir anstelle der feierlichen Eröffnung am Abend des Sonntags in der Fakultät einen Raum bräuchten für solches gegenseitige Zuhören, gemeinsames Trauern und Gelegenheit für die, die Anteil nehmen wollten, Anteil zu nehmen. Weil schon einige israelische Kollegen und Freunde in Berlin waren (beispielsweise Amir Engel als Gastdozent an der Theologischen Fakultät und Menahem Ben Sasson als Fellow des Einstein Center Chronoi), konnten alle eindrückliche Berichte aus dem angegriffenen Land hören und die, die von Seiten des Instituts und der Kirche sprachen (wie Bischof Christian Stäblein), fanden gute Worte in dieser schrecklichen Situation.

 

Der Staat Israel wurde im Konsens der Weltgemeinschaft, die sich in den Vereinten Nationen versammelt, gegründet, weil schon lange vor dem Holocaust klar war, dass es keinen wirklich sicheren Ort auf der Welt für Jüdinnen und Juden gibt. Dass nun Pogrome über die Einwohnerschaft dieses Staates hereinbrechen, die durch die gleichen hasserfüllten Übergriffe gegen Frauen vor ihrer Ermordung und gegenüber Leichen geprägt sind wie die Pogrome im zaristischen Russland im neunzehnten Jahrhundert, ist ein ungeheuerlicher Epochenbruch, der die Staatsräson auch des erneuerten demokratischen Deutschland nach 1945 im Kern betrifft. Glücklicherweise haben schon am 8. Oktober die, die da versammelt waren, nicht der Versuchung nachgegeben, den Fokus der ursprünglich geplanten Sommeruniversität („Apokalypse. Now – Living in the End?") auf die Ereignisse zu beziehen. „Apokalypse" ist eine theologische Denkform über das Ende der Geschichte, die sich nicht zur präzisen Analyse politischer Sachverhalte der Gegenwart eignet. Und auf solche präzise Analyse kommt es schließlich an. Halbwissen über den Nahen Osten hilft niemanden weiter.

Noch einmal sehr deutlich ist mir diese Notwendigkeit präziser Analyse geworden, als ungefähr einen Monat nach dem schrecklichen Pogrom die Kunden und Angestellten einer Starbucks-Filiale in der Friedrichstraße massiv bedrängt wurden – von Enkeln palästinensischer Migranten, die in Berlin leben, aber eben auch von verblendeten Deutschen, die glauben, so Solidarität auszudrücken. Der Mob stürmte die Filiale, beschimpfte die Angestellten und bedrohte die Kunden, die beispielsweise den – wie ich jedenfalls finde – leckeren Zitronenkuchen der Kette genießen wollten. Mich hat gewundert, wie wenig sich Menschen in Berlin über diesen Boykottversuch eines Geschäftes aufgeregt haben – denn die Starbucks-Filiale wurde vom Mob ins Visier genommen, weil Gründer wie jetzige Eigner der Kette nicht nur aus jüdischen Milieus in Amerika stammen, sondern in der gegenwärtigen Situation auch Solidarität mit den in Israel wohnenden jüdischen Menschen im Lande erklärten. „Shame on you", „Schande über Dich" brüllte die Meute in und vor der Filiale, weil es offenbar hundert Jahre nach entsprechenden Ausschreitungen, noch in der Weimarer Republik und dann im nationalsozialistischen Terror-Staat, für manche Menschen wieder eine Schande ist, beim Juden zu arbeiten oder einzukaufen. Unglaubliche Verblendung. Die Filiale liegt ein paar hundert Meter von der Akademie entfernt und ich frage mich, wieso so wenig Menschen bemerken, dass schon wieder ein Damm gebrochen ist, den man hierzulande gegen Antisemitismus und Judenverfolgung aufgerichtet hat.

Nun geht es inzwischen nicht nur um den Mob, der eine Starbucks-Filiale bedrängt, sondern leider auch um Studierende Berliner Universitäten. In der Universität der Künste erklärten Studierende im November auf besonders makabre Art ihre Solidarität mit dem Terror gegen Israel: Sie streckten ihre blutrot gefärbten Hände so vor wie die Mörder, die zwei israelische Polizisten in einem Gefängnis in Ramallah vor Jahren gelyncht haben und der johlenden Menge das Blut der Opfer an ihren Händen präsentierten. Wo bleibt eigentlich die Polizei, wenn so etwas mitten in Berlin geschieht? Schon in den zwanziger Jahren fehlte sie bei den antijüdischen Ausschreitungen im Scheunenviertel.

Im Oktober, als es zu ersten Ausschreitungen gegen Synagogen gekommen ist, haben sich Christenmenschen als Wache vor die bedrohten Synagogen gestellt. Auf solche sichtbaren Zeichen der Solidarität kommt es an und auf die Phantasie, sie zu finden, und auf den Mut, sie dann in die Welt zu setzen. Ausreden gelten nicht. Als wir am Gebäude der Akademie die israelische Fahne aufgehängt haben (sie hängt übrigens über der ukrainischen Flagge), fragten Menschen, ob das nicht ein Sicherheitsrisiko sei und wie an anderen Orten in Berlin der Mob die Fahne vielleicht herunter reißen könnte. Da habe ich nur gesagt, dass wir in einem solchen Fall sofort die nächste Fahne aufhängen werden. Wer dem antisemitischen, Israel-feindlichen Mob weicht, hat die Demokratie schon verloren und der puren Gewalt ausgeliefert.

Mich wundert natürlich als Wissenschaftler, wie viele Fake News auch im Blick auf den Nahost-Konflikt und das Judentum in unserer Gesellschaft unterwegs sind. Gelegentlich stelle ich Menschen, die solche Fake News weitergeben, die Frage, was eigentlich wäre, wenn die Nachkommen der Flüchtlinge aus Ostpreußen und Schlesien heute immer noch in riesigen Flüchtlingslagern vor den Toren von München und Berlin leben müssten und aus ihrer Mitte Terrorgruppen Anschläge in den beiden Städten, aber auch in Paris und Moskau verüben würden. Dürfte man Polen für diese seit dem Zweiten Weltkrieg bestehenden Flüchtlingslager auf deutschem Boden verantwortlich machen? Mich wundert auch, wie viele Menschen mit pseudowissenschaftlichen Argumenten und Halbbildung den Konflikt im Nahen Osten analysieren, statt einfach Solidarität mit einem Volk zu üben, das nirgends mehr sicher ist – auch nicht in Deutschland. Ich habe auf dem Hermannplatz jedenfalls keine gewalttätigen jüdischen Demonstrationen gesehen, auf denen anti-palästinensische Parolen gerufen wurden oder jüdische oder israelische Versuche erlebt, arabische Geschäfte in Berlin zu boykottieren.

Angesichts der neuen Stufe antijüdischer und antiisraelischer Gewalt in unserem Lande reicht es nicht mehr, den theologisch verbrämten Antisemitismus und Antijudaismus aufzuspießen, wie es das Institut Kirche und Judentum seit Gründung tut. Es reicht auch nicht mehr, die Theologie hierzulande daran zu erinnern, dass repetierendes Anknüpfen an bestimmte Theologumena der vergangenen Jahrhunderte (dann gar noch unter der bekannten, gern von Rechten verwendeten Parole „man wird doch wohl noch sagen dürfen") schon immer politisch und theologisch verantwortungslos war nach der Urkatastrophe des Zwanzigsten Jahrhunderts. Wir brauchen im Theologiestudium verpflichtende Inhalte über das nachbiblische Judentum in seiner ganzen Vielfalt, über die unser Land betreffenden Teile der jüngsten nahöstlichen Geschichte und entsprechende Praktika in jüdischen Einrichtungen. Das Glück der engen Zusammenarbeit der Berliner Theologischen Fakultät mit israelischen Wissenschaftseinrichtungen muss im Lehrplan dieser Fakultät noch viel mehr sichtbar werden. Gemeinsame Seminare, Studierenden- und Graduierten-Austausch und so weiter und so fort.

Ich weiß noch genau, was ich dachte, als ich erstmals einen Chanukka-Leuchter in einem Fenster sah. Ich dachte: Gott sei Dank, kommt ein wenig Licht in diese dunkle Winterzeit. Ein klein wenig Licht in viel Dunkelheit. Es liegt nahe, das in diesen krisengeschüttelten Zeiten auch metaphorisch zu nehmen: Jeden Tag ein Licht und es gibt sogar eine Kerze, mit deren Hilfe man Licht machen kann. Wir müssen nicht über Dunkel klagen, sondern können Licht ins Fenster stellen. Zu Chanukka. Im Advent. Gesegnete Zeiten. Und klare Gedanken.

Im Namens des ganzen Instituts:
Christoph Markschies, Leiter

Quelle: Newsletter vom 7.12.2023 des IKJ

Jüdinnen und Juden werden in diesen Tagen angegriffen und bedroht. Was bedeutet das für die Kirche der Reformation? Ein Beitrag des Berliner Bischofs Christian Stäblein.

Mit dem Reformationstag kommt die geistliche Erinnerung an eine der großen Zeitenwenden in der Glaubensgeschichte im 16. Jahrhundert. Aus der niederdrückenden Suche nach einem gerechten Gott wird die frohe Erkenntnis, dass Gott mich gütig ansieht. Mit dem Reformationstag in der kommenden Woche kommt auch die geistliche wie handfeste Erinnerung an das Reformationsjubiläum 2017, zu dem die breit weitergegebene Erkenntnis gehörte: Der Antisemitismus Martin Luthers und in seiner Folge in der evangelischen Theologie soll für alle Zeit der Vergangenheit angehören.

Christliches Glaubensverstehen lässt sich nur in Bezug auf das Judentum und die jüdischen Geschwister formulieren, niemals gegen sie. Diese Erneuerung, ja, man kann sagen: zweite Reformation hat in den letzten Jahrzehnten viele Zeugnisse gehabt – eines der bedeutsamsten davon ist wohl der Rheinische Synodalbeschluss von 1980, eines der wenigen christlichen Bekenntnisse auch zur Errichtung des modernen Staates Israel.

Reformatorische Zeitenwende

Man sollte diesen Beschluss der Synode der evangelischen Kirche im Rheinland vor über 40 Jahren durchaus als reformatorische Zeitenwende bezeichnen. Entsprechend heißt es in der Grundordnung der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz in Artikel 12, dass sich die Kirche zur „Anteilnahme am Weg des jüdischen Volkes verpflichtet“ sieht.

In diesen Wochen kommt es offenbar zum Schwur, ob und was diese reformatorische Zeitenwende wert ist. Weil es sich in diesen Tagen zeigt, ob die Rede vom „Nie wieder“ ein kostenfreies Lippenbekenntnis war, oder ob es auch dann gilt, gerade dann gilt, wenn in diesem Land Jüdinnen und Juden angegriffen und bedroht werden, wenn sie Angst haben müssen, ihre Kinder zur Schule oder Kita zu schicken, wenn sie aufgerufen werden, ihre Glaubenssymbole – Davidsstern oder Kippa – zu verstecken. Nun kommt es drauf an, ob die Solidarität mit Israel sowie die mit Jüdinnen und Juden in Deutschland ein freundlicher Zuspruch in besseren Zeiten war, oder ob sie jetzt gilt, wo Davidssterne zur „Markierung“ jüdischer Bewohner auf Häuser geschmiert und Molotowcocktails auf eine Synagoge geworfen werden.

All das ist absolut unerträglich, eine Schande. Ich habe mir nicht vorstellen können, dass das in diesem Land (wieder) geschieht. Aber was ich mir nicht vorstellen konnte, spielt im Moment keine Rolle. Entscheidend ist, was wir jetzt tun, was jetzt als Kirche, als Christ, als Christin zu tun ist. Entscheidend ist die Solidarität jetzt, nichts anderes.

Schalom über Israel und dem Erdkreis

Als ich vor knapp 40 Jahren in einem meiner ersten Semester mir das Buch von meinem damaligen Berliner theologischen Lehrer Friedrich-Wilhelm Marquardt – seine leidenschaftliche christliche Rede für die Erneuerung der Theologie nach Auschwitz – signieren ließ, schrieb er auf die zweite Seite das bekannte, durchaus geistliche Wort: „Wenn nicht jetzt, wann dann.“ Und, wenn ich mich recht erinnere, auch: „Wenn nicht du, wer sonst.“ Recht verstanden habe ich die Sätze damals nicht. Heute scheint ihre Zeit gekommen. Reformation – das heißt ja auch: Glaube ist immer jetzt und für dich, für mich. Oder er bleibt leer, geistlos.

Als ich letzte Woche am täglichen Gebet für die entführten und verschleppten israelischen Geiseln in der Synagoge teilnahm, haben wir, Juden, Christen und Muslime, wieder und wieder – auf Hebräisch – gesungen: Schalom über Israel – und über allen Bewohnern des Erdkreises. Wieder und wieder. Mit genau diesem Wunsch stehen wir an Israels Seite, beten an ihrer Seite. In der Trauer über alles Leid. Mitfühlen und Mitleiden ist nicht gebunden an Orte und wird auch nicht hierarchisiert, es gilt im Süden und im Norden Israels nicht anders als für die vielen unschuldigen Menschen in Gaza, die von den Terroristen der Hamas in schreckliche Mithaftung genommen werden. Schalom über Israel – und über allen Bewohnern des Erdkreises. So rufen und beten wir an Israels Seite. Wenn nicht jetzt, wann dann. Wenn nicht du, wer sonst. [Ev. Zeitung Abruf: 27.10.2023]

epd-Gespräch von Franziska Hein und Daniel Staffen-Quandt

Heinrich Bedford-Strohm scheidet Ende Oktober nach zwölf Jahren als bayerischer Landesbischof aus dem Amt. Dabei war Bayern nie sein einziges „Spielfeld“: Von 2014 bis 2021 war er auch Ratsvorsitzender der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) und damit ihr höchster Repräsentant. Seit 2022 ist der Einsatz für die weltweite ökumenische Zusammenarbeit neues Ehrenamt des Theologen: Er ist Vorsitzender des Zentralausschusses des Ökumenischen Rats der Kirchen (ÖRK). Mit dem angehenden Pensionär sprach der Evangelische Pressedienst (epd) über seine doppelte Solidarität für Juden und Palästinenser im Nahost-Konflikt und über seine neue Zeiteinteilung als Großvater.

epd: Herr Bedford-Strohm, Sie werden Bayern nach dem Ende ihrer Amtszeit am 29. Oktober verlassen – und wollen trotz ihres herausfordernden Ehrenamts beim Ökumenischen Rat der Kirchen (ÖRK) regelmäßig freie Wochen für Privates einplanen. Das ist bei Ihnen eher schwer zu glauben.

Bedford-Strohm: Das liegt vielleicht daran, dass ich in meiner gesamten Amtszeit nie eine Homestory gemacht habe. Ich habe schon in den vergangenen Jahren trotz sehr intensiver Arbeitsphasen immer wieder Zeiten für die Familie und auch mich reserviert, über die ich aber nicht bei Social Media berichte. In den kommenden Jahren habe ich neben den Weltkirchenratsverpflichtungen regelmäßig 2-Wochen-Abschnitte vorgesehen, die strikt für die Familie reserviert bleiben.

epd: Die für Ende Oktober angesetzte Gesprächsinitiative des Weltkirchenrates zwischen der russischen-orthodoxen Kirche und den beiden orthodoxen Kirchen in der Ukraine ist vorerst gescheitert. Sie haben sich als Moderator des Zentralausschusses des Weltkirchenrates stark dafür eingesetzt. Was können Sie zu den Gründen sagen?

Bedford-Strohm: Die Situation zwischen den Kirchen in der Ukraine hat sich zuletzt zugespitzt. Das hat auch mit einem Gesetz zu tun, das jetzt ins Parlament eingebracht wird. Dieses Gesetz sieht vor, dass Institutionen, die noch Beziehungen zu Moskau haben, künftig verboten werden sollen. Der ukrainisch-orthodoxen Kirche – einem unserer beiden Gesprächspartner – wird von der ukrainischen Regierung solch eine Beziehung unterstellt. Sie wirft ihr Kollaboration mit Moskau vor. Ich kann das aus den bislang geführten Gesprächen allerdings so nicht bestätigen. Alle, mit denen wir gesprochen haben, haben die russische Invasion scharf verurteilt.

epd: Sehen Sie denn vor diesem Hintergrund noch eine Perspektive für Gespräche?

Bedford-Strohm: Ich hoffe immer noch, dass dieses Gesetzesvorhaben nicht durchgezogen wird! Denn es steht in Spannung mit der Religionsfreiheit. Man muss unterscheiden zwischen den Personen, auf die diese Vorwürfe vielleicht zutreffen, und all den anderen, die genauso ihr Vaterland verteidigen oder deren Söhne sich im Krieg gegen Russland befinden.

epd: Mit Blick auf die Angriffe der Terrororganisation Hamas auf Israel – warum tun sich die internationalen Kirchenbünde Lutherischer Weltbund und Weltkirchenrat so schwer damit, uneingeschränkte Solidarität mit Israel zu bekunden? In jüngsten Stellungnahmen des Weltkirchenrates wurde etwa die Hamas nicht einmal erwähnt.

Bedford-Strohm: Das ist nicht richtig. Die Hamas wird mehrfach erwähnt und dazu aufgerufen, ihre Angriffe einzustellen. Die brutalen und durch nichts zu rechtfertigenden Morde der Hamas verurteilen wir scharf. Wir haben überhaupt kein Verständnis dafür, wenn irgendwo diese brutalen Morde gegen unschuldige Menschen gerechtfertigt werden oder man sich sogar darüber freut. Das stößt mich ab! Und trotzdem darf und muss man auch an die leidenden Zivilisten in Gaza denken.

epd: Werden die Verbrechen der Hamas nicht relativiert, wenn man nicht an erster Stelle die Solidarität mit dem Israelischen Volk ausdrückt?

Bedford-Strohm: Noch einmal: Es gilt jetzt, Leben zu retten, und diejenigen, die Leben zerstören, in die Schranken zu weisen. Das Schlimme ist: Die Hamas missbraucht die Menschen in Gaza als Schutzschilde! Das ist Teil ihres Terrors. Wenn man von bedingungsloser Solidarität mit Israel spricht, dann kann das nur heißen, dass es eine bedingungslose Solidarität mit dem Existenzrecht Israels gibt. Es heißt nicht, dass jede Aktion der israelischen Regierung von uns gebilligt oder unterstützt werden muss. Das humanitäre Völkerrecht gilt für alle Menschen und für jede Regierung.

epd: Verstehen Sie, dass es zumindest Irritationen auslöst, wenn der Weltkirchenrat in seinen Erklärungen die Hamas nicht klar als Aggressor benennt?

Bedford-Strohm: Ich kenne niemanden in der Führung des Weltkirchenrates, der irgendwelche Sympathien für die brutalen Mordtaten der Hamas hegt. Und auch ich habe mich sehr schnell öffentlich in aller Klarheit geäußert. Dass der Weltkirchenrat insgesamt nach Wegen sucht, um die Gewalt zu überwinden, ist nun wirklich nichts Falsches! Denn es ist doch auch keine Lösung, dass wir jetzt einfach dabei zusehen, wie sich die Gewalt immer weiter zuspitzt. Die Palästinenser werden ja auch in Zukunft dort leben. Also braucht man Lösungen. Wir brauchen eine Antwort auf die Frage, was den Menschen in Israel langfristig und dauerhaft Sicherheit geben kann. Sicherheit ist nicht allein militärisch aufrechtzuerhalten. Das geht nur, wenn es einen gerechten Frieden im Heiligen Land gibt.

epd: Hier in Deutschland wurden jüngst Wohnhäuser, in denen jüdische Menschen leben, mit Davidstern markiert. Was heißt das für unsere Gesellschaft in Deutschland?

Bedford-Strohm: Antisemitismus ist keine Meinung. Er ist einfach nur schrecklich. An dieser Stelle fühle ich bedingungslose Solidarität mit den Jüdinnen und Juden. Sie müssen in Deutschland in Frieden und Sicherheit leben können. Deswegen habe ich bei der Gedenkfeier für die Opfer der Hamas-Gräueltaten an der Synagoge in München vor ein paar Tagen auch selber eine Rede gehalten. Ich stehe an der Seite der jüdischen Gemeinde und trete kompromisslos für das Existenzrecht Israels ein! [Quelle Ev. Zeitung Abruf: 27.10.2023]

 

Gemeinsame Erklärung „AG jüdisch & christlich beim Deutschen Evangelischen Kirchentag“, „Gesprächskreis Juden und Christen beim Zentralkomitee der deutschen Katholiken“ und „Deutsche Koordinierungsrat der Gesellschaften für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit“

Logo: AG jüdisch & christlich beim Deutschen Evangelischen Kirchentag Die „AG jüdisch & christlich beim Deutschen Evangelischen Kirchentag“, der „Gesprächskreis ‚Juden und Christen‘ beim Zentralkomitee der deutschen Katholiken“ und der „Deutsche Koordinierungsrat der Gesellschaften für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit“ sind zutiefst erschüttert über den terroristischen Großangriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober, am Schabbat und am Festtag zum Ende des Laubhüttenfestes.

Tausende Raketen wurden vom Gazastreifen aus auf Israel abgefeuert. Hunderte Terroristen drangen in die Orte und Kibbuzim nahe der Grenze ein, verletzten, vergewaltigten und ermordeten ihre Bewohner auf brutalste Weise. Nach aktuellem Stand ist die Zahl der Toten in Israel durch die Großangriffe der islamistischen Hamas auf mindestens 1300 gestiegen, die große Mehrheit der Todesopfer sind Zivilisten, darunter 260 junge Menschen, die an einem Musikfestival im Negev teilgenommen hatten. Mehr als 3000 weitere Menschen sind verletzt worden, mehr als 150 wurden gewaltsam entführt.

Dieses menschenverachtende Massaker ist durch nichts zu rechtfertigen. Frauen, Männer und Kinder aus dem Schlaf zu reißen, heimtückisch zu ermorden und zu verschleppen ist Terror, nach internationalem Recht sind das Kriegsverbrechen bis hin zu Verbrechen gegen die Menschlichkeit.

Unsere Gedanken sind bei den Opfern und bei all unseren Freunden und Freundinnen in Israel. Wir trauern mit denen, die einen lieben Menschen verloren haben. Wir wünschen allen Verletzten vollständige Genesung. Und wir bangen mit den Familien, Freundinnen und Freunden der Entführten. Es muss alles getan werden, sie so schnell wie möglich zu befreien!

Wir wissen, dass auch auf der palästinensischen Seite unschuldige Menschen in hohem Maße leiden, verletzt und getötet werden. Die Verantwortung für die aktuelle Eskalation der Gewalt liegt jedoch allein bei der Hamas. Allen, die wirklich Freiheit und Frieden für den Nahen Osten wollen, sagen wir: Beides wird es durch Terror nicht geben. Die Hamas, der Islamische Dschihad und die Hisbollah bringen nicht Befreiung und Gerechtigkeit für die Palästinenserinnen und Palästinenser, sondern nur noch mehr Gewalt und Blutvergießen.

Unsere volle Solidarität gilt in dieser Situation Israel und seiner Bevölkerung. Das Land hat jedes Recht auf seiner Seite, sich gegen den Terror zu verteidigen. Es ist die Verpflichtung Deutschlands, Israel bei der Wiederherstellung seiner Sicherheit zu unterstützen.

Was Israel jetzt braucht, ist echte internationale Solidarität. Wir fordern die Bundesregierung und die internationale Staatengemeinschaft auf, die Bemühungen um Frieden in der Region dringend ganz oben auf die politische Agenda zu setzen. Alle Verantwortlichen in den Kirchen und in der jüdischen Gemeinschaft rufen wir dazu auf, ihre Möglichkeiten zur Verständigung zu nutzen. [Quelle]

Links zu: AG Jüdisch & Christlich | Juden & Christen beim ZdK | Deutscher Koordinierungsrat

Nach dem Angriff der palästinensischen Terrororganisation Hamas auf Israel mit zahlreichen Toten hat der Berliner evangelische Bischof Christian Stäblein erneut seine Solidarität mit Israel betont. „Wir stehen an der Seite der Angegriffenen“, sagte der Bischof der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz am Montag in Berlin. „Wir beten und hoffen, dass die Befreiung der Geiseln gelingen möge“, sagte er. Wegen des Konflikts wurde die jüdisch-christliche Sommeruniversität verschoben, die bis zum Mittwoch in Berlin stattfinden sollte.

Die Bedrohung durch Terror sei eine „reale Bedrohung auch außerhalb des Landes Israel“, so Stäblein. Die Sicherheit Israels und die Sicherheit der Jüdinnen und Juden in Deutschland sei bundesdeutsche Staatsräson. Im Land der Täter der Schoa sollten Jüdinnen und Juden nie wieder in Angst und Unsicherheit leben müssen.

Verherrlichung von terroristischer Gewalt, wie sie am Sonntag im Berliner Stadtteil Neukölln zu beobachten gewesen sei, sei nicht akzeptabel und habe auf den Straßen Berlins und Deutschlands nichts verloren. „Die Gruppen, die das initiieren und verfolgen, gehören verboten und gegebenenfalls bestraft“, betonte der Berliner Bischof.

Der seit Langem schwelende Konflikt zwischen dem Staat Israel und der radikalislamischen Hamas war am Samstag kriegerisch eskaliert.

(epd)

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Bild: Aus dem Gottesdienstzettel

In einem stadtweiten Gottesdienst hat Bischof Christian Stäblein am Sonntag, den 15. Oktober 2023 in der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche gemeinsam mit Rabbiner Prof. Dr. Andreas Nachama, Vorsitzender der Allgemeinen Rabbinerkonferenz (ARK), Kathrin Oxen, Pfarrerin in der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche, Pfarrerin Marion Gardei, Beauftragte für Erinnerungskultur in der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz (EKBO) für den Frieden und die Freilassung der Geiseln der Hamas gebetet.

Bischof Christian Stäblein:

„Unsere Gedanken sind in diesen Stunden bei den Geiseln, die die Terroristen der Hamas nach Gaza verschleppt haben. Wir beten für ihre Freilassung. Angriff und Terror gegen Israel sind unerträglich. Wir stehen an ihrer Seite. Wir stehen an der Seite unserer jüdischen Geschwister. Wer sie angreift, greift uns an. Wir flehen um Frieden. Das Leid und der Schmerz aller, die durch den Terror der Hamas in Gaza in Mithaftung genommen werden, sind schwer auszuhalten. Wir rufen zu Gott, der das Leben ist und Würde allen zuspricht.“

Im Rahmen des Gottesdienstes hat Rabbiner Nachama mit Pfarrerin Gardei unter anderem thematisiert, was die Erinnerungsbeauftragte in den ersten Tagen des Überfalls auf Israel in Tel Aviv miterleben musste. Rabbiner Nachama und Bischof Stäblein haben im Gottesdienst Ansprachen gehalten. Dieser Gottesdienst steht in enger Verbundenheit mit den Abendgottesdiensten, zu denen die jüdischen Gemeinden in der kommenden Woche von Montag bis Donnerstag einladen.

Folgende Berliner Synagogengemeinden werden Abendgottesdienste auch im Sinne einer Mahnwache für die Geiseln der Hamas abhalten:

Montag: 19.oo Uhr Sukkat Schalom, Herbartstraße 26 | Website
Dienstag: 19.oo Uhr Fraenkelufer 10-12 | Website
Mittwoch: 19.oo Uhr Oranienburger Straße 28-31 | Website
Donnerstag: 19.oo Uhr Pestalozzistraße [Website] / Rykestraße 53 | Website

In der Synagoge Joachimsthaler zu jedem Gebet an jedem Tag 19.oo Uhr | Website

Zusatz: Freitags, 18.30 Uhr Friedensgebet in der Matthäus-Kirche Schlossstraße

Hinweis: Hinei Ma Tov U'Ma Naim war neben dem Shalom chaverim ein Lied, das den Gottesdienst begleitet hat. Pfarrerin Marion Gardei hat angekündigt, dass diese Form des 'Gebets für Israel' sich wiederholen soll. Zunächst am Sonntag, 22. Oktober 2023 um 18 Uhr.

aus berlin-evangelisch.de [Zugriff 13.10.2023 | angepasst 15.10.2023 jh]

Ein Gebet für Zeiten des Krieges. Wie finden wir zum Frieden? Was gibt uns Hoffnung.

hass und krieg

finden herzen
und räume
und kapital
um sich auszutoben

wie finde ich
zum frieden
wie lasse ich
das unheil zurück

will ich auf
gegenwehr
verzichten
wer sind meine
nächsten jetzt

mit welchem
maß messe ich
bin ich für oder
gegen den
frieden

resignation oder
hoffnung oder
bin ich zwischen
den fronten oder
interessenlos

ohne dich wird
kein friede sein
komm doch
in unsere herzen
befriede uns

Quelle: Sonntagsblatt

Bischof Christian Stäblein zum Leid in Israel und Gaza und dem Antisemitismus in Deutschland

Amet Bick: Viele Menschen sind solidarisch mit Israel, gerade nach dem brutalen Massaker der Hamas am 7. Oktober 2023. Und gleichzeitig sehen sie jetzt jeden Tag das Leid der Zivilisten in Gaza. Manchmal zerreißt einen das ja fast, weil es schwer ist, da eine gute Haltung zu finden. Was würden Sie diesen Menschen sagen wollen?

Bischof Christian Stäblein: Ja, das Leid der vielen Zivilisten in Gaza zerreißt einen, ist schwer auszuhalten. Gerade die Lage in den Krankenhäusern in Gaza. Es ist schrecklich zu sehen und zu hören, wie ausgerechnet Orte, an denen Menschen geholfen werden soll, zu Orten kriegerischer Auseinandersetzung werden. Allerdings: Es gilt die Verantwortlichen klar zu benennen. Die Verantwortung für die unmenschlichen Taten am 7. Oktober und in den Wochen danach liegt bei der terroristischen Hamas. Sie nehmen die Zivilisten in Gaza in Geiselhaft. Sie nutzen die Krankenhäuser als Zentralen für ihr operatives Vorgehen. Und sie halten noch immer 240 Menschen aus Israel bei sich verschleppt. Das Leid dieser Geiseln geht mir und vielen anderen nicht aus dem Kopf, Geiselnahme ist eine zutiefst menschenverachtende Form des Terrors. Insofern ist ganz klar: Es gibt und darf kein Aufrechnen des Leides geben. Leiden und Sterben auf beiden Seiten tun entsetzlich weh und berühren uns. Allerdings gibt es verschiedene Stufen in der Verantwortung. Das darf nicht in Ja, aber-Debatten verwischt werden.

Amet Bick: Der Antisemitismus in Deutschland nimmt auf erschreckende Weise zu. Es gibt Übergriffe, Schmierereien, Hass im Netz. Jüdinnen und Juden fürchten in Deutschland wieder um ihre Sicherheit. Wie kann man jetzt als Einzelner zeigen, dass man jüdisches Leben schützen will? Und wie können wir auch als Kirche an der Seite von Jüdinnen und Juden stehen?

Bischof Christian Stäblein: Das ist etwas, was mich in besonderer Weise bedrückt. Wir haben gerade das Gedenken an die Novemberpogrome vor 85 Jahren miteinander begangen. Dass in unserem Land Jüdinnen und Juden wieder Angst haben müssen, dass Sie angegriffen werden und es eine Hetze gegen sie gibt, können und dürfen wir nicht hinnehmen. Jüdinnen und Juden müssen bei uns sicher leben können, ohne Wenn und Aber. Ich weiß, dass das schon vor dem 7.10.2023 ein nicht geringes Problem war. Es gibt verschiedene Antisemitismen bei uns, leider, von rechts, von links und einen über den Islamismus importierten. Das Schlimme ist: Am Ende ist es immer Antisemitismus. Dagegen müssen wir angehen. Zum einen mit Bildungsarbeit, gerade an Schulen, es braucht Prävention durch gute Bildungsarbeit. Zum anderen brauchen wir immer wieder deutliche Zeichen, eine wirklich laute, öffentliche Absage an jede Form von Antisemitismus. Mit Andachten. Mit Besuchen. Mit öffentlichen Zeichen. Das ist gewiss nicht viel, aber das Mindeste, was wir tun können. Antisemitismus und christlicher Glaube sind unvereinbar, absolut unvereinbar. Und jeder und jede Einzelne kann da, wo sie ist, gegen Antisemitismus eintreten. Mit Gesprächen. Mit Dagegen-reden, wenn antijüdische Äußerungen getan werden. Und mit guten Gedanken und Gebeten.

Amet Bick: Die Ereignisse in Israel und Gaza sind noch mal eine neue Dimension des Schreckens und der Gewalt in einer sowieso sehr krisenhaften Welt. Manchmal hält man es inzwischen ja kaum noch aus, Nachrichten zu sehen. Geht es Ihnen auch so? Und gibt es etwas, dass Sie dann stärkt und tröstet?

Bischof Christian Stäblein: Das geht mir auch so, ja. Und es darf auch nicht der Eindruck entstehen, wir würden die Menschen in der Ukraine darüber vergessen. Das dürfen wir nicht. Die Rede von den multiplen Krisen wird auf bedrückende Weise wahr. Was stärkt? Das Gebet, der Zuspruch Gottes im Miteinander, gerade auch in gemeinsamen Andachten, wie sie an vielen Stellen in unserer Landeskirche stattfinden. Gerade jetzt gilt es zu stärken und, wo möglich, zu helfen. Etwa durch Spenden, durch Besuche, durch gute Worte füreinander. [PM EKBO]

Ein Beitrag von Esther Radoy

Der Krieg in Israel sorgt auch in Deutschland für Unruhen. Das Projekt Meet2respect organisiert Begegnungen von Imamen und Rabbinern. Gemeinsam besuchen sie Schulen – mit einem klaren Ziel. Wie kann man glauben in solchen Zeiten? Die Organisation meet2respect hatte von Anfang an das Ziel, antisemitische Einstellungen innerhalb der muslimischen Bevölkerung abzubauen oder sogar zu verhindern. Oft resultieren sie aus politischen Standpunkten im Nahostkonflikt. Angesichts des jüngsten Angriffs der Hamas auf Israel gewinnt die Arbeit von meet2respect jetzt eine noch größere Bedeutung.

Rabbiner Elias Dray, Rabbiner der jüdischen Gemeinde in Amberg, und Imam Ender Çetin, Gefängnisseelsorger in einer Jugendstrafanstalt, führen Schulbesuche im Rahmen des Projekts durch. Sie sind sich einig, dass die Lösung darin zu finden ist, die Gespräche zwischen den Religionsvertretern fortzusetzen. Rabbiner Dray unterstreicht: „In dieser kritischen Zeit ist es von großer Bedeutung, dass die muslimische Gemeinschaft nachdrücklich zeigt, dass Gewalt in keiner Weise akzeptabel ist, und dass sich religiöse Vertreter eindeutig gegen jede Form von Gewalt aussprechen.

Koran als Botschaft des Friedens

Immer wieder hebt Imam Ender Çetin in diesen Gesprächen hervor, dass der Koran die Botschaft des Friedens für alle Menschen betont und ermutigt, nicht den Weg des Konflikts und der Gewalt zu verfolgen. Beide sind sich einig, dass Religion als Quelle des Friedens und der Versöhnung dienen kann.

Worte wie „Salaam“ und „Shalom“, die beide Frieden bedeuten und als Grußworte für Frieden und Harmonie dienen, unterstreichen die Bedeutung des Friedens im religiösen Kontext ebenso wie im Christentum der Gruß „Friede sei mit euch“. Um diese Gedanken weiterzugeben und in den Köpfen der Menschen zu verankern, hat meet2respect aufgrund der äußerst angespannten Lage an Berliner Schulen seine Bemühungen intensiviert und bietet derzeit Krisengespräche und Beratungen an, wie viele andere Berliner Organisationen, die sich mit Gewalt- und Antisemitismusprävention beschäftigen.

Interreligiöser Dialog kann Gemeinsamkeiten finden

In einer Zeit, in der die Notwendigkeit des Dialogs und der Versöhnung offensichtlicher ist denn je, zeigt die Arbeit von Rabbiner Dray und Imam Çetin, dass Veränderung möglich sein kann, wenn Menschen unterschiedlicher Hintergründe und Überzeugungen zusammenarbeiten. Religion kann zweifellos eine positive Rolle bei der Förderung des Friedens und der Lösung von Konflikten spielen, auch in Israel. Der interreligiöse Dialog kann Gemeinsamkeiten finden, die als Grundlage für Verständnis und Frieden dienen. Auch die Geschichte von Adam und den Engeln aus dem Koran wird als Beispiel für die Idee genannt, dass der Mensch nach Frieden strebt und dass Frieden der natürliche Zustand ist, den die Menschen anstreben sollten. Der Grundgedanke, dass der Mensch alle Namen Gottes über Herzlichkeit, Liebe und Weisheit wider spiegelt, betont die Bedeutung von Mitgefühl und Weisheit im Umgang mit Konflikten. Mitgefühl und Herzlichkeit sind auch die Kräfte, die uns dazu befähigen, unsere Bemühungen zur interreligiösen Begegnung und Solidarität zu verstärken, statt sie aufzugeben.

Vorsicht vor gewaltverherrlichenden Inhalten auf Social Media

Imam Ender Çetin verdeutlicht, dass der Angriff der Hamas auf Israel eine Herausforderung für Organisationen wie meet2respect darstellt, die sich für die Förderung des interreligiösen Dialogs und der Verständigung einsetzen. Insgesamt kann aber Religion im Nahostkonflikt als Inspirationsquelle dienen, um nach Frieden und Versöhnung zu streben, anstatt Konflikte und Gewalt zu fördern. Es liegt an den Menschen, diese Botschaften in die Tat umzusetzen und friedliche Lösungen für den Konflikt anzustreben. Eine Botschaft die Elias Dray und Ender Çetin auch bei den Schulbesuchen immer wieder betonen.

Die Arbeit von meet2respect strebt jedoch nicht nur danach, den interreligiösen Dialog zu fördern, sondern zielt auch darauf ab, Bewusstsein an verschiedenen Stellen zu schaffen. Die Organisation hat erkannt, wie wichtig es ist, Jugendliche über die Gefahren gewaltverherrlichender Inhalte in sozialen Medien aufzuklären. Rabbi Dray fügt hinzu: „Besonders wichtig ist es, Jugendlichen bewusst zu machen, wie stark solche Inhalte in den sozialen Medien präsent sind und wie gefährlich es ist, diese Videos immer wieder anzusehen. Solche Inhalte können die Hemmschwelle für Gewalt senken.“

Wichtig sind die Gespräche mit Jugendlichen

Besonders entscheidend ist es, die Gespräche mit Jugendlichen zu intensivieren und den Dialog unter einander zu fördern. Gleichzeitig sollten Sozialpädagogen an Schulen und in Jugendeinrichtungen verstärkt in diesen Prozess eingebunden und geschult werden. Meet2respect hofft darauf, dass sämtliche Vertreter von Religionen diesen Ansatz unterstützen und gemein sam einen Weg einschlagen können, um friedliche Konfliktlösungen zu finden – Lösungen, die uns von unserer jeweiligen Religion gelehrt werden.

Meet2respect ist ein Projekt des gemeinnützigen Vereins Leadership Berlin. Gegründet im Jahr 2014 hat sich die Organisation zu einer treibenden Kraft in der Bekämpfung von Gewalt und Antisemitismus entwickelt. Meet2respect organisiert Begegnungen und Unterrichtsbesuche von Imamen und Rabbinern sowie von Tandems aus jüdischen, muslimischen und christlichen Religionsvertreterinnen und Religionsvertretern. Gemeinsam sprechen sich die Beteiligten für gegenseitigen Respekt sowie gegen Gewalt und Diskriminierung aus.

Esther Radoy ist Koordinatorin für Lehrerfortbildungen bei meet2respect. [Ev. Zeitung | Abruf: 27.10.2023]

Jutta Weduwen ist Geschäftsführerin der Aktion Sühnezeichen Friedensdienste, für die derzeit 21 junge Freiwillige in Israel sind. Der im Jahr 1958 gegründete und evangelisch getragene Verein setzt sich für Erinnerung, Verständigung und Menschenrechte ein.

Im Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd) erzählt Weduwen, die selbst Anfang der 1990er in Israel studiert hat, vom Grauen des Hamas-Terrorangriffs am vergangenen Wochenende und den Folgen.

epd: Sie arbeiten in Israel mit Holocaust-Überlebenden. Wie erleben Sie deren aktuelle Situation?

Jutta Weduwen: Es gibt in Israel ungefähr 125.000 Menschen, die die Schoah überlebt haben und die jetzt teilweise direkt betroffen sind. Eine jüdische Freundin aus den USA hat mir erzählt, dass eine ihr bekannte Holocaust-Überlebende unter den Entführten ist. Es ist eine furchtbare Vorstellung: Man hat die Grauen der Schoah überlebt und denkt in Israel sicher zu sein, um dann in die Hände von Terroristen zu fallen. Andere Überlebende, die nicht unmittelbar von der Infiltration der Terroristen betroffen waren, erleben auch eine Retraumatisierung. Das Gefühl, in Israel Sicherheit zu haben, ist noch einmal mehr erschüttert. Auch wenn es immer wieder Kriege und Terroranschläge gab, ist das jetzt eine andere Dimension. Der Angriff hat mehrere Tage gedauert. Es war wie ein Terroranschlag, der einfach nicht aufgehört hat.

epd: Wie geht es Ihren Freiwilligen?

Weduwen: Seit Samstagfrüh sind wir mit unserem Jerusalemer Landesbüro und von Berlin aus im Ausnahmezustand. Zwar werden alle Freiwilligen von uns darauf vorbereitet, dass sie in eine Krisenregion gehen, und es gibt Abläufe und Ansprechpersonen für Krisensituationen. Aber wir haben nicht mit einer solchen Dimension gerechnet. Es ist ein solches Grauen, das über Israel hereingebrochen ist. Die Freiwilligen sind jetzt seit einem Monat im Land und alle, mit denen sie zusammenarbeiten, sind von den Angriffen betroffen. Alle kennen zumindest um die Ecke jemanden, der oder die im Süden war, getötet oder entführt wurde. Wir haben auch israelische ehemalige Freiwillige in Deutschland. Einige wollen zurück zu ihren Familien, andere müssen zurück, weil sie einberufen wurden.

epd: Werden die deutschen Freiwilligen ausreisen?

Weduwen: Wir haben entschieden, dass erst einmal alle Freiwilligen nach Deutschland zurückkommen, das ist auch die aktuelle Empfehlung des Bundesjugendministeriums. Die meisten wünschen sich auch eine Auszeit. Daher ist es eine Erleichterung, dass es deutsche Sonderflüge aus Israel gibt. Endgültig abbrechen möchten die Freiwilligen ihren Dienst aber nicht, und ich hoffe sehr, dass eine Rückkehr bald möglich ist. Wir werden weiter in engem Kontakt mit unseren jüdischen Partnerinnen und Partnern in Israel wie auch hier in Deutschland stehen und unsere Unterstützung anbieten. Gerade jetzt ist praktische Solidarität dort wie hier gefragt.

Berlin (epd) [aus berlin-evangelisch.de]

Israels Armee kämpft gegen einen Großangriff der Hamas. Der Autor der Evangelischen Zeitung Gerd-Matthias Hoeffchen ist sich sicher: Die Hamas will eine Welle der Gewalt auslösen. Was können wir als Christen tun? von Gerd-Matthias Hoeffchen

Weltweit gedenken Menschen der Opfer in Israel wie hier in Berlin am Wittenbergplatz [jh]

Bild: Weltweit gedenken Menschen der Opfer in Israel wie hier in Berlin am Wittenbergplatz [jh]

Der Überfall der palästinensischen Terror-Organisation Hamas auf Israel ist Schock und Katastrophe. Noch lässt sich gar nicht vorhersagen, wie weitreichend die Konsequenzen sein werden. Fachleute vergleichen die Bedeutung des Angriffs mit den Flugzeug-Attentaten auf die Twin-Tower in New York am 11. September 2001. Die hatten die politische Weltlage zu einem Pulverfass gemacht. Die angemessene, nein: notwendige Reaktion hierzulande kann nur sein, jetzt uneingeschränkt an der Seite Israels zu stehen. Jede Einschränkung – nach dem Motto: auch Israel hat Fehler gemacht und muss kritisiert werden – verbietet sich im Moment. Solidarität ist das Gebot der Stunde.

Nicht dem mörderischen Kalkül der Hamas auf den Leim gehen

Bei aller Bestürzung über die Gewalt der Terrorangriffe, bei aller Klage und Trauer um die Getöteten, Verletzten und Verschleppten kann man nur hoffen und beten, dass Israel und der Rest der Welt jetzt nicht dem mörderischen Kalkül der Hamas auf den Leim gehen. Denn die Terrorangriffe haben ein Ziel: eine Eskalation der Gewalt. Israel soll zu massiven Gegenschlägen provoziert werden. So würde der Keil zwischen Israel und Unterstützern auf der einen Seite und der muslimischen, zumindest aber der arabischen Welt, immer tiefer getrieben. Und nur so glaubt die Hamas ihre schwindende Bedeutung wieder herstellen zu können.

In den ersten Stunden und Tagen nach den Angriffen fragten sich ja nicht wenige: Wie kann die Hamas so etwas wagen? Selbst die hartgesottensten Eiferer im Gazastreifen mussten doch wissen, dass man Israel, die hochgerüstete, wehrhafte Nation, nicht mit Waffengewalt in die Knie zwingen kann. Außerdem hätten die Hamas doch nur noch ein bisschen länger warten müssen, um zuzusehen, wie die gegenwärtige israelische Regierung wegen der bedenklichen innenpolitischen Entwicklungen – Stichwort: drohender Abbau der Rechtsstaatlichkeit – auch bei bislang treuesten Unterstützern Boden verlor.

Hamas fürchtet um ihre Bedeutungslosigkeit

Stattdessen dies: ein Angriff auf die israelische Bevölkerung, wahllos, Tod und Zerstörung. Das gleicht einem selbstmörderischen Akt. Denn Israel, das musste jedem klar sein, würde gewaltig zurückschlagen. Aber vermutlich war genau das die Absicht der Hamas: Israel SOLL zurückschlagen, erzürnt, voller Schmerz. Warum?

Seit geraumer Zeit gibt es eine bemerkenswerte Annäherung zwischen einigen arabischen Staaten und Israel: Ägypten, Jordanien, Marokko, Golfstaaten; zuletzt auch noch Saudi-Arabien streckten diplomatische Fühler aus. Das missfällt nicht nur Saudi-Arabiens Rivalen Iran, Todfeind von Israel und Schutzmacht der Hamas. Sondern auch der Hamas selbst. Denn sie scheint plötzlich als selbsternannte „heilige“ Vertreterin der palästinensischen Sache im Nahost-Konflikt bedeutungslos geworden zu sein. Deshalb: die Rückkehr der Hamas auf die Bühne der großen Politik, in einem Feuersturm.

Hoffen, bangen und beten

Was tun? Israel zu unterstützen, klarzumachen: Wir stehen an der Seite dieses Staates – dazu gibt es keine Alternative. Gleichzeitig muss man hoffen, dass das Kalkül der Hamas einer Eskalation der Gewalt nicht aufgeht. Da bleiben nur hoffen, bangen und beten.

Quelle: Ev. Zeitung vom 10.10.2023. Zugriff 13.10.2023 jh

Chanukka sameach

Chanukka und Weihnachten. Bild Volker Rahn/FundusChanukka und Weihnachten. Bild Volker Rahn/Fundus

Wie feiern Juden und Jüdinnen Chanukka?

Audiobeitrag des EKBO-Rundfunkdienstes

 

Menüempfehlung zu Chanukka aus dem Buch

Rezepte zwischen Himmel und Erde von Naomi Goodman

Cover zum Kochbuch von Naomi GoodmanChanukka, das Lichterfest, erinnert an das Lichtwunder während der Befreiung der Juden von der griechischen Besatzung unter Antochius Epiphanes. Die Geschichte wird im 1. und 2. Buch der Makkabäer in den Apokryphen berichtet. In Öl zubereitete Speisen erinnern an das wenige Öl, das im zerstörten Tempel das Ewige Licht 8 Tage lang brennen ließ [Text aus dem Buch Naomi Goodman. Rezepte zwischen Himmel und Erde. Gaumenfreunden aus biblischer Zeit].

  • Als Vorspeise eine
    Auswahl von Oliven, Mixed-Pickles und Rettich
  • Gebratene Gans mit Rosinen und Gerste gefüllt
  • Rotkraut mit Rosinen
  • Ziegenkäse-Pfannkuchn mit Fenchelsamen
  • Mandelpaste
  • Zwiebel-Krüstchen
  • Feigen in Rotwein
  • Honigkuchen

Alle Vorschläge sind als Rezept dem Buch zu entnehmen. Es wird auf das Patmosregal gestellt.[Nachtrag 7.12.2023: Buch ist entliehen]

 

Jüdische Kultur legt in Wannsee an: Die „MS Goldberg" kommt zum Sommerbesuch.

Bis Juni 2023 liegt das jüdische Theaterschiff „MS Goldberg“ noch in Spandau in Sichtweite des Rathauses (mehr Informationen zum Projekt gibt es hier zu lesen) – doch im August und September kommt das umgebaute Lastenschiff auf den Wannsee. Der Kulturkahn macht dann an der Anlegestelle der Stern- und Kreisschiffahrt am S-Bahnhof Wannsee fest. Die exakte neue Kulturadresse im Südwesten lautet: Landebrücke 1.

Die Wannsee-Premiere wird am Samstag, 1. Juli, 19.30 Uhr, das Konzert des Duos Beata Falk und Alexey Wagner sein: „Von Hora bis Jazz“ heißt ihr Programm. Sie wurde im ukrainischen Odessa zur Sängerin, Pianistin ausgebildet, er stammt aus Sibirien, spielt Gitarre und komponiert. Klezmer und Chansons, jüdische Hits und Jazz – gute Laune sei garantiert, verspricht die Schiffsbesatzung. Goldberg-Musik 25 € | ermäßigt 15 € | www.ticketmaster.de + Abendkasse

Und eines sei noch erwähnt: Das Abendprogramm kostet Geld. Wenn Sie sich jedoch einfach mal das Schiff anschauen möchten, mehr über die Ideen dahinter und das Programm lernen und bei Musik ein Getränk zu sich nehmen möchten, sind die „Goldberg Get-together zum Sonnenuntergang“ genau das richtige. Der Eintritt ist frei, das Get-together findet am 9., 16. und 23. Juli jeweils von 17 bis 21 Uhr statt. Boris Buchholz' Kollege André Görke findet diese klaren Worte: „Wer noch nicht im jüdischen Theaterschiff ‚MS Goldberg‘ war: unbedingt ausprobieren!“ Ende Juli legt das Schiff wieder in Wannsee ab, und verschwindet hinter Schwanenwerder am Horizont.

Das Programm der „MS Goldberg“ finden Sie in Gänze auf der Website goldberg-theaterschiff.de.

Vielen Dank an Boris Buchholz, der die Informationen in seinem Newsletter Leute Steglitz-Zehlendorf vom 30. Juni 2023 geschrieben hat.

#beziehungsweise Gottesdienstreihe in Patmos

Gesicht zeigen für ein friedliches und respektvolles Miteinander, gegen Antisemitismus, Judenhass, Rassismus und Fremdenfeindlichkeit!

Es wäre wichtig, dass diese Demonstration zu einem eindrücklichen Zeichen gegen Antisemitismus in Deutschland wird. Kommen Sie mit.

Treffpunkt: 10.12.2023 | 13 Uhr am Großen Stern | Zum Aufruf!

Bild aus EKBO PM [Canvas]

[15.09.2023] PM EKBO

"Wir wollen die Zuversicht nicht aufgeben, gemeinsam den inneren und äußeren Frieden in unserem Land zu bewahren."

Erzbischof Dr. Heiner Koch und Bischof Dr. Christian Stäblein grüßen alle Jüdinnen und Juden zum diesjährigen Neujahrsfest Rosch Ha Schana und die sich anschließenden hohen Feiertage. Online weiter lesen ...

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