Aber wir fürchten uns –
weil mit den vielen Kriegen und den unlösbaren Konflikten in der Welt alles so unübersichtlich geworden ist, weil wir das alles nicht mehr greifen können.
„Fürchtet euch nicht“, sagt der Engel trotzdem stur. „Euch ist heute der Heiland geboren.“ Das ist die Botschaft zu Weihnachten.
Und ich frage mich, was der schon kann, dieser Heiland aus Bethlehem?
Noch liegt er in der Krippe. Aber er wird aus ihr herauswachsen und heranwachsen zu einem jungen Mann, der sieht, was Menschen um ihn herum brauchen. Er wird Kranke wahrnehmen und mit ihrem eingeschränkten Leben mitempfinden können. Er wird Ausgestoßene bemerken und ihre Sehnsucht, wieder dazugehören zu dürfen, ernst nehmen. Er wird selbst Leid erleben, bis zum Tod, und keiner wird ihm helfen können.
Die vielen Konflikte, wir können sie kaum noch fassen. Und gegen die konkrete Not können wir meist wenig tun. Was wir aber tun können ist mitfühlen, mitempfinden, uns verletzlich zeigen, wenn Menschen Schweres in ihrem Leben erleben.
In der letzten Woche waren 80 Schulkinder aus der benachbarten Grundschule bei uns in der Kirche. Wir haben gesungen, die Kinder haben die Weihnachtsgeschichte gespielt und am Ende haben wir Kerzen verziert und sie in kleine bemalte Weihnachtstüten gesteckt. Sie sollen für die Menschen sein, denen es gerade nicht so gut geht. Die Kinder haben das verstanden und die Namen der Oma draufgeschrieben, die um den Opa trauert und den Namen der kranken Tante, die im Pflegeheim ist und die sie zu Weihnachten besuchen. Am Ende waren sie mir wie 80 kleine Engelchen, als die sie wieder hinausgelaufen sind in die Welt, mit dem Licht in ihren Tüten und der Botschaft der Engel: Fürchtet euch nicht!
Einen Engel an unserer Seite, der sagt: Fürchte dich nicht“ – ich wünsche ihn für jeden von uns an diesem Weihnachtsfest!
Franziska Matzdorf